Vom Marsch durch die Institutionen, manchmal auch als Ausverkauf bezeichnet, liest man heute nur mehr selten. Halt, Stop, Jargon-Alarm!
Eine kurze Phrasen-Erklärung für unsere jüngeren Leser: Der erwähnte Marsch bezeichnet die soziale und wirtschaftliche Karriere der einstigen DemonstrantInnen, AktivistInnen und was zwischen 1965 und 1974 noch alles an Binnenmajuskeln zu vergeben war. In Kurzform: Junge Engagierte prügeln sich 1968 bei den Globus-Krawallen mit der Polizei, machen später trotzdem Karriere und kaufen jetzt bei Globus ein (der inzwischen zur Migros gehört und damit Teil des sozialen Kapitals ist. Immerhin).
Item. Bei der Lektüre des aktuellen «Stellen-Anzeigers» aus dem Hause Tamedia stossen wir auf ein Inserat von Grün Stadt Zürich (dem früheren Gartenbauamt), welches eine(n)
FreiraumplanerIn
sucht. Und das nicht aus Jux, sondern im Ernst:
Ihre Aufgaben:
- Sie erstellen oder überarbeiten selbständig Planungsgrundlagen und freiraumplanerische Konzepte
- Sie wirken als ProjektbearbeiterIn bei der Erstellung von übergeordneten Leitbildern und Entwicklungsplanungen mit
Zur Erinnerung: Das Einfordern von Freiräumen, welche vorzugsweise selbstbestimmt zu sein hatten, manchmal sogar selbstbestimmend (huch!) war eines der Hauptanliegen der 68er-Bewegung. Nun scheint das fortgesetzte Marschieren nicht nur die AufsteigerInnen, sondern auch die Institutionen verändert zu haben. Ob amtl. gepl. Freiräume gut oder schlecht sind, dürfte eine Frage des politischen Standpunktes sein. Eine sprachliche Kuriosität sind sie alleweil.